die Linke

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Editorial

Gut gewühlt, alter Maulwurf, jetzt geht`s weiter!

NACH 25 JAHREN, in denen wir regelmäßig alle 14 Tage die Zeitschrift die linke produzierten, /hast Du liebe Leserin, lieber Leser, die letzte Printausgabe in der Hand. Und demnächst – ab Februar – gibt es die linke wöchentlich neu im Internet. Das ist ein weiterer Schritt einer Entwicklung linker Gegenöffentlichkeit, die schon vor der Herausgabe der linken begann:

Von 1972 bis 1980 publizierte die GRM (wie die österreichische Sektion der 4. Internationale damals hieß) die Zeitschrift „rotfront“. Der Name – ein Programm: die „rotfront“ war als „Zentralorgan“ konzipiert, das in der studentischen Linken die Analysen und Positionen der GRM einbringen und einen Beitrag zum „Parteiaufbau“ leisten sollte. Mit dem Rückgang der Kaderorganisationen und der Debatte über „Positionen“ (der Maoisten, der Moskau-Stalinisten, der Trotzkisten, …) wurde auch das Konzept des Zentralorgans in Frage gestellt.
die linke hatte bereits in der Nullnummer im September 1980 unter ein Motto gestellt, das auf eine solidarische Auseinandersetzung mit anderen linken Kräften hindeutete: „Miteinander reden, um gemeinsam handeln zu können.“
Dioe GRM – und später SOAL – wollte sich in Auseinandersetzungen innerhalb der SPÖ und der aufstrebenden Alternativbewegung einbringen. „Die vielen Ansätze linker Politik bleiben wirkungslos, solange sie isoliert sind“, hieß es im ersten Editorial, und weiter: „Gerade weil wir meinen, dass revolutionär-sozialistische Politik organisierte Praxis und schließlich den Aufbau einer revolutionären Organisation erfordert, suchen wir die Diskussion und streben gemeinsame Diskussionen an.“ die linke verbreitete daher immer wieder Artikel, Diskussionsbeiträge und Interviews, in denen – damals – linke SozialdemokratInnen wie Josef Cap oder Maria Berger, fortschrittliche Alternative, oppositionelle KPÖ-Mitglieder und kritische GewerkschafterInnen zu Wort kamen. Die Stimmen von AktivistInnen aus revolutionären Organisationen und Basisbewegungen aus aller Welt zu publizieren, war für uns ebenso selbstverständlich.
Kampagnen zur Unterstützung der sozialistischen Opposition in den stalinistischen Ländern, der Organisierung von Arbeitsbrigaden in das sandinistische Nicaragua, der Schwulen- und Lesbenbewegung in Österreich wurden von der Zeitschrift mitgetragen, um nur einige zu nennen. In den letzten Jahren nahmen vor allem die breite Bewegung gegen die Formierung der schwarzblauen Regierung und die Unterstützung der Sozialforen breiten Raum ein. Gleichzeitig kamen uns traditionelle DialogpartnerInnen abhanden: die sozialdemokratische Linke integrierte sich in die SPÖ, die Grünen wurden von der Bewegungs- zur etablierten Parlamentspartei, und die KPÖ versteifte sich nach einigen halbherzigen (und nicht immer ehrlich gemeinten) Ansätzen wieder auf den Parteiaufbau via Wahlen.
Die Umstellung des Printmediums die linke auf eine wöchentlich aktualisierte Online-Ausgabe ist ein logischer nächster Schritt. Weiterhin fühlen wir uns der Maxime verpflichtet, am Aufbau sozialer Bewegungen, Basisbewegungen und sozialistischen Organisationsformen teil zu haben. Das bedeutet für das Medium, das weiterhin von der SOAL herausgegeben wird, eine Adaptierung an die Medien, die von politischen AktivistInnen heute vorrangig genützt werden.
Wir wollen aber nicht verschweigen, dass die Umstellung auch durch den zunehmenden finanziellen Druck – die Vertriebskosten sind seit dem Jahr 2000 um etwa 3360 % gestiegen – notwendig wurde.
Auch in den letzten Wochen und Monaten wurde deutlich, dass ein rasch reagierendes linkes Medium wichtig ist: um den Lügen über die „Randalierer“ in den französischen Trabantenstädten entgegenzutreten, um die Kampagne gegen die Bolkestein-Richtlinie zu unterstützen, um über die israelische Besatzungspolitik und den Mauerbau umfassend zu informieren, um gegen die mörderische, rassistische Abschottungspolitik in Österreich und in Europa zu aktivieren, kurzum, um ein Informations- und Diskussionsforum zu haben, das ein gemeinsames Handeln ermöglicht.
die linke-Redaktion