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Jakob Moneta (1914 - 2012) - ein Nachruf

Jakob Moneta, der am 3. März 2012 im Alter von 97 Jahren im Frankfurter Jüdischen Altersheim starb, war – wie Isaac Deutscher oder Günther Anders – ein „nichtjüdischer Jude“, ein bedeutender polyglotter Journalist und Gewerkschafter und einer der wenigen dezidierten Verfechter des Internationalismus und der Rätedemokratie.

13.03.2012

Der am 3. März 2012 im Alter von 97 Jahren im Frankfurter Jüdischen Altersheim gestorbene Jakob Moneta war – wie Isaac Deutscher oder Günther Anders – ein „nichtjüdischer Jude“, ein bedeutender polyglotter Journalist und Gewerkschafter und einer der wenigen dezidierten Verfechter des Internationalismus und der Rätedemokratie.

Er wurde am 11. November 1914 in der westgalizischen Kleinstadt Blasow als Sohn eines Textilfabrikanten geboren. Nach dem ersten Weltkrieg siedelte seine Familie aus dem antisemitisch verhetzten Polen nach Köln über. Als Siebzehnjähriger schloss Jakob sich dort der Jugendorganisation der „Sozialistischen Arbeiterpartei“ (SAP) an. Der bedeutende marxistische Literaturwissenschaftler Hans Mayer (Georg Büchner und seine Zeit, 1946) machte ihn in den Jahren vor 1933 mit den Schriften Trotzkis und der kommunistischen „Linken Opposition“ bekannt. Nach dem Sieg der Hitlerbewegung emigrierte seine Familie zuerst nach Kuba, dann in die USA, während Jakob nach Palästina ging und sechs Jahre in einem Kibbuz arbeitete.

Der arabische Aufstand in den Jahren 1936-39 bewog ihn zum Bruch mit dem (linken) Zionismus. Er war zuerst aktiv in der Histadrut-Gewerkschaft und gehörte dann zu den Gründern der einzigen überkonfessionellen jüdisch-arabischen Gewerkschaft. Die Engländer internierten ihn bei Kriegsausbruch für mehr als zwei Jahre in Akko. 1948 kehrte er nach Köln zurück, schloss sich der kleinen trotzkistischen Gruppe, die aus Remigranten, jungen Arbeitern und sozialistischen Studenten bestand, an und zog später nach Frankfurt. Als Journalist arbeitete er zunächst für die SPD-nahe Rheinische Zeitung. 1953-1962 war er dann Sozialattaché der westdeutschen Botschaft in Paris und unterstützte insgeheim tatkräftig die algerische Befreiungsbewegung (FLN). 1962-1978 leitete er die monatlich erscheinende gewerkschaftliche Metall-Zeitung, die unter seiner Ägide eine Auflage von 2.2 Millionen erreichte. Als führendes Mitglied der „Gruppe Internationale Marxisten“ (GIM), dann der „Vereinigten Sozialistischen Partei“ (VSP) und schließlich (nach seinem Ausschluss aus der SPD im Jahre 1990) der  aus der SED hervorgegangenen) PDS engagierte sich Moneta in allen antiimperialistischen Kampagnen der Linken, arbeitete in der Ostermarsch- wie in der Anti-Atom-Bewegung mit, organisierte Streiks und übersetzte nebenher sozialwissenschaftliche und historische Bücher.

Oft unter Pseudonym schrieb er zahllose Artikel für die sozialistische Presse. Seine bedeutendsten Veröffentlichungen sind eine umfangreiche kritische Darstellung der Kolonialpolitik der französischen KP (1968) und eine prägnante Darstellung von Aufstieg und Niedergang des Stalinismus (1971). Als Motto über seinem Leben wäre ihm wohl das Ciceronische „dum spiro spero“ („solange ich atme, hoffe ich“) recht gewesen, das sich schon der junge Trotzki zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu eigen gemacht hatte.

Helmut Dahmer (7.3.2012)