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Kurzmeldungen - Lateinamerika

Honduras, Brasilien, Bolivien

24.04.2007

Honduras:
Willkürliche Verhaftungen

Anführer indigener Bewegungen und Gruppen sind mittels gefälschter Beweise wegen angeblich verübter Verbrechen verhaftet und verurteilt worden. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) in Honduras seien indigene Aktivisten und Menschenrechtsverteidiger in mehreren Fällen zu Bürgern zweiter Klasse degradiert worden und hättem nur mangelhaften Rechtsschutz erhalten. Symbolisch dafür stehe der Fall von Marcelino und Leonardo Miranda, zwei Gemeindevorsitzende aus Montaña Verde, Gracias, im Departement Lempira, die sich seit Dezember 2003 in Haft befinden. Beide wurden zu 25 Jahren Gefängnis wegen eines angeblich von ihnen im Jahr 2001 verübten Mordes verurteilt, obwohl Beweise existieren, die deutlich machen, dass die Anklagepunkte zu ihren Lasten gefälscht wurden. Ein weiterer ähnlich gelagerter Fall ist der des Indígena-Aktivisten Feliciano Pineda, der im Juni 2005 wegen Raub, Sachschäden, Hausfriedensbruch und Mord festgenommen wurde. Im September 2005 wurde er nach eigener Aussage von einem Gefängniswärter mit einer Schusswaffe bedroht, damit er eine Erklärung unterschreibe, in der er alle gegen ihn erhobenen Anklagepunkte zugebe.
AI geht davon aus, dass „die gegen Feliciano Pineda und die Brüder Miranda vorgebrachten Anklagepunkte Teil einer Kampagne gegen Indígenaführer und Menschenrechtsverteidiger in Honduras sind, die zum Ziel hat, sie von ihrer Absicht abzubringen, die Landrechte der Indígenas offiziell anerkennen zu lassen, sowie andere Menschenrechte und spezifische indigene Rechte zuverteidigen.“ Aus diesem Grund hat die Organisation eine internationale Kampagne für die Freilassung der drei Gefangenen gestartet. Amnesty International Chile, der Zusammenschluss von Menschenrechtsverteidigern (Red de Defensores de los Derechos Humanos) und die Vereinigung Indigener Völker (Equipo Pueblos Originarios) bereiten ebenfalls Aktionen dazu vor. (poonal/red)


Brasilien:
Kampagne gegen sexuellen Missbrauch

Eine halbjährige Kampagne, die im Januar begonnen hat, soll Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern bekämpfen. Sie richtet sich vor allem an ausländische Touristen und warnt diese vor Gefängnisstrafen, die ihnen beim sexuellen Missbrauch von Kindern drohen. Das Motto lautet: „Wer ein Kind sexuell belästigt, endet im Gefängnis, hier oder seinem Heimatland.“ Im Zentrum der Kampagne stehen verschiedene brasilianische Städte, vor allem solche, die häufig von Touristen besucht werden und in denen Sextourismus ein Wirtschaftsfaktor ist.
Laut Informationen der Nachrichtenagentur für Kinderrechte (ANDI) sollen im öffentlichen Raum, an Landstraßen und in den Flughäfen von Río de Janeiro, Recife, Fortaleza, Belo Horizonte, São Paulo, Salvador, Belem und Manaus Hinweisschilder und Plakate dazu aufgehängt werden. Um Touristen direkt mit dem Problem zu konfrontieren, soll Ausländern bei ihrer Einreise nach Brasilien ein Informationsblatt in den Reisepass gelegt werden. Das Material zu der Kampagne wird in englisch und spanisch gedruckt und soll auch an die lokale Bevölkerung der betreffenden Regionen verteilt werden. Ziel ist es, sie dadurch zu ermutigen, sexuelle Straftaten anzuzeigen.
In Brasilien, Thailand und den Philippinen werden nach Angaben der Welttourismusorganisation (WTO) 10% der Fälle des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen weltweit verübt. Besonders der nordöstliche Teil des Landes ist als eine der Regionen bekannt, in denen solche Straftaten besonders während des Karnevals, der jährlich eine große Anzahl von Touristen nach Brasilien zieht, oft begangen werden.
Nach Angaben der WTO sind Sextouristen in Brasilien in der Mehrzahl männliche Europäer aus der Mittelschicht im Alter zwischen zwanzig und vierzig Jahren. (poonal/red)


Bolivien:
Erster Schritt zur Verstaatlichung

Präsident Evo Morales bestätigte am 22. Jänner, unter seiner Regierung Gas und alle anderen natürlichen Ressourcen des Landes zu verstaatlichen. Tags darauf gab Energieminister Andrés Solíz Rada bekannt, dass als erster Schritt zu diesem Ziel die Gasreserven an den Börsen und anderen Instanzen unter dem Namen Boliviens registriert würden. „Dies ist eine Schlüsselmaßnahme auf dem Weg zur Verstaatlichung“, sagte Minister Solíz der Presse wenige Minuten nachdem er seinen Amtseid abgelegt hatte.
Die neue Regierung rechnet bei der Verstaatlichung der Gasreserven und damit in Zusammenhang stehenden Themen mit der Unterstützung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. Dieser hatte einige Tage vor dessen Amtsantritt Morales seine Unterstützung „mit Ideen, Technik und Rechtsexperten“ zugesichert.
Obwohl sich ihre Pläne unweigerlich auf die Interessen ausländischer Firmen auswirken werden, haben die Beziehungen der neuen Regierung zu den in Bolivien ansässigen Öl-Konzernen positiv begonnen. Der neue Wirtschaftsminister Carlos Villegas betonte, dass die Konzerne Repsol YPF und Total planten, ihre schriftliche Drohung gegenüber dem Ex-Präsidenten Eduardo Rodríguez zurückzuziehen. In einem Schreiben hatten sie auf den bestehenden Verträgen insistiert und eine internationale Klage gegen Bolivien angekündigt. Villegas versicherte, dass beide Firmen nun mehr bereit seien, Verhandlungen unter den Bedingungen des neuen Energiegesetzes zu führen. (poonal/red)

04-02-2006, 18:11:00 |