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Internationale Nahostkonferenz: "Nicht in unserem Namen!"

Michel Warschawski

Auf Initiative von George W. Bush findet Ende November in Annapolis (Maryland, USA) eine internationale Nahostkonferenz statt, bei der Friedensgespräche zur Beilegung des Israel-Palästina-Konflikts vorbereitet werden sollen. Bereits im Vorfeld drohen die rechten Koalitionspartner der israelischen Regierung mit Rücktritt, falls auf der Konferenz etwas Substanzielles verhandelt werden sollte. Olmert selbst wünscht keine Einbeziehung des Konflikts mit Syrien über die von Israel besetzten Golanhöhen. Den israelischen Wünschen gemäß wird alles Wesentliche ausgeschlossen, so auch eine Teilnahme der Hamas.

18.11.2007

Bei einem Treffen, bei dem es um den Frieden im israelisch-palästinensischen Konflikt gehen soll und zu dem die Hamas nicht eingeladen ist, handelt es sich nicht um eine Zusammenkunft für den Frieden, sondern um eine Kriegskonferenz, die sich unter anderem gegen die Hamas und gegen den wichtigen Anteil der Bevölkerung des Westjordanlandes und des Gazastreifens richtet, der sich bei den palästinensischen Parlamentswahlen mehrheitlich für die Hamas ausgesprochen hat.
Die Konferenz von Annapolis ist im Kontext der neokonservativen globalen Kriegsstrategie zu sehen, im Kontext eines endlosen Präventivkriegs gegen die "islamische Bedrohung" oder, wie es die fundamentalistischen christlichen Rechten in den USA simpel und unverblümt ausdrücken: "gegen den Islam". Dabei ist die Hamas nur einer der Feinde, gegen den man zu Felde zieht, andere sind der Iran, die Hizbollah im Libanon und schließlich Syrien, obwohl das syrische Regime laizistisch ist und mehr Islamisten umgebracht hat als irgendein anderer nahöstlicher Staat. Doch wen kümmert das schon? Für gewisse unerbittliche Neokonservative um Bush sind alle Araber Muslime, und alle Feinde Washingtons sind Gegenstand des US- amerikanischen Kreuzzugs zur Verteidigung der "jüdisch-christlichen" Zivilisation gegen die Bedrohung durch den Islam, auch wenn diese Bedrohung Hugo Chávez oder Evo Morales heißt.
Bei ihrer Nahostvisite hat Außenministerin Condoleezza Rice die Verbündeten auf den anstehenden Krieg eingeschworen, indem sie den Söldnerstaaten Geld zusteckte, den Zögerlichen drohte und der israelischen Regierung letzte Anweisungen gab. Die Front der "moderaten Staaten", wie Washington seine Vasallen zu nennen pflegt, dürfte inzwischen kriegsbereit und die Konferenz von Annapolis die erste Sitzung des "Kriegskabinetts" sein.
Eines fehlt jedoch im US-amerikanischen Kalkül: In welcher Form wird der Iran zurückschlagen? Und was wird dieser Krieg an Menschenleben und Material kosten? Teheran ist nicht Gaza — der Iran hat die Mittel, auf eine israelisch- amerikanische Aggression zu antworten. Die Bewohner von Tel Aviv könnten durchaus zu denen gehören, die für die wahnwitzigen Pläne von George W. Bush teuer werden zahlen müssen.
Die jüngste Äußerung des Verrückten vom Weißen Haus lässt einen erschaudern: Er warnt vor einem "Dritten Weltkrieg"! "Warnen" heißt in der Sprache der Neokonservativen nichts anderes als "drohen". Kurzum, in seinem grenzenlosen Irrwitz droht Bush, einen Nuklearkrieg gegen den Nahen Osten anzuzetteln, einen Krieg, in den ohne weiteres die ganze Welt hineingezogen werden könnte. In ihrem unübertrefflichen Zynismus propagieren die Neokonservativen diesen Krieg als einen, der "zur Verteidigung der Juden" geführt werde. Die Juden als Vorwand für einen neuen Kreuzzug der christlichen Fundamentalisten und der Staat Israel als Speerspitze in diesem Krieg zur Rettung der judeo-christlichen Zivilisation!
Nein danke! Wir Juden werden in diesem Krieg doppelt zahlen müssen und das nicht zu knapp: zum einen als Fronttrupp der Kreuzzügler, zum anderen als Sündenbock, ist dieser Krieg erst einmal verloren. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass dieselben Führer, die sich der Juden als Vorwand bedient haben, sie für das Scheitern verantwortlich machen werden. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass die christlichen Fundamentalisten um Bush, die ständig einen "Kampf der Kulturen" herbeireden und im übrigen ultrazionistisch und zutiefst antisemitisch sind, einmal mehr die Juden bestrafen werden, wenn ihr heiliger Kreuzzug gegen den Islam die westliche Welt in die Katastrophe führt.
Eine starke jüdische Stimme müsste sich in Israel und weltweit erheben, um laut und deutlich zu sagen: "Nicht in unserem Namen! Bedient euch nicht der Juden für eure imperiale Aggression!"