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"Ihr kriegt mich nicht klein!" - Eine Discounter-Angestellte kämpft um ihre Rechte

Fritz Keller

Ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Buch: Die Verfasserin, Mutter von fünf Kindern, hat es trotz systematischer Einschüchterung bis hin zum Psychoterror geschafft, in ihrer LIDL-Filiale eine Beschäftigten-Vertretung zu initiieren. Dadurch wurde sie eine von weniger als zehn Betriebsrätinnen in den über 3.000 LIDL-Filialen in Deutschland.

06.05.2010

Durch den in diesem Konzern alltäglichen, ungeheuren Arbeitsdruck, die unbezahlten Überstunden, die Willkür von Vorgesetzten und die Bespitzelung sah sie sich in der Folge „genötigt“, diese Zustände öffentlich zu machen. Dabei stand ihr die Gewerkschaft ver.di, die bereits 2002 im Rahmen einer Kampagne gegen den Discounter ein „Schwarzbuch LIDL“ veröffentlicht hat, mit Rat und Tat zur Seite. Ein Produkt dieser Kooperation ist das vorliegende Buch, welches die engagierte Verfasserin bereits in einigen Talk-Shows präsentiert konnte.

Diese gebündelte Öffentlichkeitsarbeit über den LIDL-Konzern konnte schon einige spektakuläre Erfolge erzielen. Zum Beispiel reichte die Verbraucherzentrale Hamburg mit Unterstützung der Clean-Clothes-Initiative und des Europäischen Zentrums für Verfassungs- und Menschenrechte beim Landgericht Heilbronn Klage wegen unlauteren Wettbewerb ein. Die Klagesteller forderten LIDL auf, die Öffentlichkeit nicht mehr mit „social washing“ über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern zu täuschen. Und sie erhoffen sich einen Präzedenzfall, der in Zukunft rechtliche Schritte gegen die Verletzung von Arbeitsrechten im Ausland ermöglicht.

Alle bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch auch, dass das Management des international aktiven Konzerns nur immer gerade so viel zugibt, wie ohnehin schon bekannt ist, und gerade so viel Besserung gelobt, wie unabdingbar ist, um den Imageschaden zu begrenzen. Deshalb bleibt das Buch der mutigen Discounter-Angestellten Pflichtlektüre für alle, die weiterhin in ihrem persönlichen Umfeld Informationen darüber verbreiten wollen, auf welche Weise sich „LIDL“ wirklich „LOHNT“.

Ulrike Schramm-de Robertis: Ihr kriegt mich nicht klein! Eine Discounter-Angestellte kämpft um ihre Rechte
Köln: Kiepenheuer & Witsch 2010, 205 S, brosch.: 8,20 €, ISBN 978-3-462-04185-9