Rudolf Segall (1911 – 2006)
24.04.2007
Am 19. März 2006 ist unser Genosse Rudolf Segall im Alter von fast 95 Jahren in Deutschland gestorben.
Die 4. Internationale hat nicht nur ihr wohl ältestes Mitglied
verloren, sondern einen Genossen, der seinen
revolutionär-sozialistischen Überzeugungen über Jahrzehnte hinweg treu
geblieben ist.
Rudolf wurde am 6. April 1911 in Berlin in einem gut situierten
jüdischen Elternhaus geboren. Sein Engagement in der
Wandervogelbewegung öffnete ihm den Blick für die zeitgenössische
kritische Kultur und für politische Diskussionen. In der Endphase der
Weimarer Republik schloß er sich der sozialistisch-zionistischen Gruppe
Haschomer Hatzair an. Vor den Nazis flüchtete er Mitte der 30er Jahre
nach Palästina.
Dort lebte und arbeitete er von 1935 bis 1939 in einem Kibbuz, einer
sich als sozialistisch verstehenden Gemeinschaft. Den Widerspruch
zwischen dem gesellschaftlichen Ideal und der gewalttätigen
Kolonisation Palästinas durch den Zionismus löste Rudolf durch seine
Abkehr von Haschomer Hatzair. 1938 schloß er sich der 4. Internationale
an. Über Ägypten, Griechenland und Frankreich gelang es ihm, 1947
wieder nach Deutschland zurückzukehren - dem erhofften Zentrum der
sozialistischen Revolution in Europa. Mit den wenigen deutschen
GenossInnen, die die Nazi-Diktatur, das Exil und die stalinistischen
Verfolgungen überlebt hatten, baute er die Sektion der 4.
Internationale neu auf. Beruflich und politisch war Rudolf über
Jahrzehnte in der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Auch in Wien haben viele
politisch Aktive Rudolf Segall bei Veranstaltungen kennengelernt.
Bis ins hohe Alter setzte er in bewundernswerter Weise seine Kraft für
die Veröffentlichung revolutionär-marxistischer Literatur, für die
Stärkung der ArbeiterInnenbewegung und den Aufbau unserer Organisation
ein.
Norbert (für das Büro des Revolutionär-sozialistischen Bundes, RSB)