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Ein Wort zu Max Adler

Helmut Dahmer

Zu Norbert Lesers "Presse"-Artikel über Max Adler

09.07.2007

Norbert Leser schreibt im „Spectrum“ vom 23. 6. (1), die Argumente Max Adlers – des Philosophen unter den Austromarxisten – gegen Lenins Materialismus schienen ihm „noch heute überzeugend“. Ansonsten schildert er den alten Kantianer-Marxisten (mit einer gewissen Rührung) als einen Mann von vorgestern, der sich, wie andere Sozialisten seiner Zeit, Träumen von einem „neuen Menschen“ in einer „neuen Gesellschaft“ hingegeben habe. Robert hingegen, Maxens Sohn, der als Chefphysiker des Elektrokonzerns „Zenith“ Weltruhm erlangte und uns Heutigen unter anderem die „Fernbedienung“ schenkte, repräsentiere nicht nur den „Triumph“ einer anderen, pragmatisch gesonnenen Generation, sondern den des „Kapitals“. Ist das nun schon eine befremdliche Argumentation, so verwundert noch mehr die Behauptung, Leute wie Max Adler und Otto Bauer hätten sich „kaum“ die Frage gestellt, „wie eine solidarische Zukunftsgesellschaft rein ökonomisch funktionieren könne“. Der Soziologe und einflußreiche Staatsrechtslehrer Adler (2) hat sich nämlich nicht nur mit Lenins Materialismus und Empiriokritizismus auseinandergesetzt, sondern vor allem von dessen Schrift Staat und Revolution profitiert. Und in seinen eigenen Schriften über Sowjetrußland und die Rätedemokratie hat er auf Hunderten von Seiten dargelegt, wie er sich den Weg zu einer nachkapitalistischen Gesellschaft und deren mögliche Funktionsweise vorstellte.

Univ. Prof. Dr. Helmut Dahmer, Wien

1) Leser, Norbert (2007): "Vom neuen Menschen". Die Presse, 23.6.2007, S. V.
2) Die Staatsauffassung des Marxismus (1922); Politische oder soziale Demokratie (1926).