Nepal – Die Monarchie wankt
Mit ihrem mehrere Wochen dauernden Aufstand im April hat die nepalesische Bevölkerung der Monarchie einen schweren Schlag versetzt und den König gezwungen, die demokratischen Freiheiten wieder herzustellen.
25.04.2007
Als Nepals König Gyanendra am 1. Februar 2005 den Ausnahmezustand
ausrief, stürzte er das Land in eine bisher nicht gekannte Krise. Der
Geschäftsmann Gyanendra Bir Bikram Shah Dev wurde im Juni 2001 König,
nachdem sein älterer Bruder seinen Vater Birendra sowie ein Dutzend
weitere Mitglieder der königlichen Familie ermordet und anschließend
Selbstmord begangen hatte.
Der neue König Gyanendra suspendierte im Oktober 2002 das Parlament und
setzte verschiedene Regierungen nach seinen Gnaden ein. Im Februar 2005
verhängte er dann den Ausnahmezustand und ließ politische Führer
verhaften oder unter Bewachung stellen. Unfähig, die durch die Krise
auf dem Land aufgekommene maoistische Guerilla der CPN(M) (Communist
Party of Nepal [Maoists]) einzudämmen, die den größten Teil des Landes
außerhalb der Hauptstadt Katmandu kontrolliert, wandte sich der König
gegen die städtische Opposition. Damit schuf er die Bedingungen für
eine neue Allianz aus sieben parlamentarischen Parteien (u.a. die
Communist Party of Nepal (United Marxist-Leninist) [CPN(UML)] und der
Nepali Congress) einerseits und der maoistischen Guerilla andererseits
— aus politischen Kräften also, die sich bislang bekämpft hatten.
Die so geeinte Opposition forderte vor der Abhaltung von Wahlen, dass
erst einmal die politischen Freiheiten wieder hergestellt würden, sowie
die Annahme einer neuen Verfassung. Das Land wurde durch die
Mobilisierungen lahmgelegt und der Generalstreik ausgerufen. Die
Repression kostete mehrere Menschenleben, Hunderte wurden verwundet,
und zahlreiche Oppositionsführer und Gewerkschaftsaktivisten verhaftet.
Doch die demokratische Bewegung ließ sich dadurch nicht einschüchtern,
und am 25.April zwangen die Massenmobilisierungen den König klein
beizugeben und das Parlament wieder herzustellen.
Noch im April beschloss das wieder zusammengetretene Parlament
einstimmig, Wahlen für eine Verfassunggebende Versammlung abzuhalten.
Die CPN(M) erklärte daraufhin eine dreimonatige Feuerpause.
Im aus 205 Abgeordneten bestehenden Parlament von Katmandu stellen der
Nepali Congress und die CPN(UML) mit 113 bzw. 68 Mandaten die stärksten
Fraktionen.
(Quelle: SOZ, Juni 2006: www.soz-plus.de)
07-06-2006, 10:29:00 |