Kopenhagen: Polizeiangriff auf Reclaim-The-Street-Party
Heftige Straßenschlachten verursachten am Sonntag, den 24. September 06 dänische Bullen, die eine Reclaim-The-Street-Party im überwiegend linksalternativen Stadtteil “Nörrebro" in Kopenhagen angriffen.
25.04.2007
Zahlreiche TeilnehmerInnen wurden dabei unterschiedlich verletzt, von
Gehirnerschütterung bis zu Knochenbrüchen. Die Bullen nahmen um die 370
Leute vorübergehend fest, 5 Leute wurden in Untersuchungshaft genommen.
Darunter eine Genossin aus Schweden und jeweils ein Genosse aus Irland
und Deutschland. Voraussichtlich müssen sie 14-Tage im Knast verbringen.
Die Streetparty war ursprünglich als eine friedvolle, bunte
Solidaritätskundgebung für das räumungsbedrohte autonome Jugendzentrum
“Ungdomshuset" vorgesehen. Das traditionsreiche “Ungdomshuset", ehemals
besetztes Haus der Kopenhagener BesetzerInnenszene der 80`er Jahre,
wurde legalisiert. Später, als die Bewegung sich langsam fragmentierte,
wurde das Jugendzentrum immer wieder von dem sozialdemokratisch
dominierten Stadtrat existenziell bedrängt. Schliesslich wurde das Haus
dann in perverser Weise an die christlich-fundamentalistische Sekte
“Vaterhaus" verschachert.
Ein neulich gefälltes Urteil des Kopenhagener Lansgerichtes
legitimierte diesen unsäglichen Verkauf. Die AktivistInnen des
"Ungdomshuset" - hauptsächlich in der alternativen Musikszene verankert
- mobilisieren seit Jahren gegen diese latente Bedrohung einer
endgültigen Räumung.
Solidaritätsdemo mit 3.000 TeilnehmerInnen
Am Samstag, den 23. September 2006 fand eine Solidaritätsdemo der
gesamten Kopenhagener Linken statt - von reform-orientierten linken
parlamentarischen Parteien über BewohnerInnen des ebenfalls bedrohten
Kopenhagener Freistaates Christiania, bis zu linksradikalen Milieus,
autonomen Frauen/Lesben, etc. mit insgesamt 3.000 TeilnehmerInnen.
Während diese Demonstration ohne Polizeiprovokationen friedlich
verlaufen konnte, griffen massive Polizeikräfte am Tag danach eine
ebenso friedliche "Reclaim The Street-Party" an. Alles deutet darauf
hin, dass die Strategen in der Kopenhagener Polizeiführung versuchen,
mittels provozierter Straßenschlachten die Kiezbevölkerung von
“Nörrebro" gegen das "Ungdomshus" zu mobilisieren um die vorhandene
breitgefächerte Solidarität aufzubrechen. Obwohl die AktivistInnen des
"Ungdomhuset" als Teil ihrer Strategie, das Urteil des Landesgerichtes
anfechten und in die letzte juristische Instanz zu gehen
(“Oberlandesgericht"), ist es nicht auszuschliessen, das die Bullen den
Aufforderungen der christlichen Sekte, das Haus endlich übernehmen zu
können, folgen werden und das Haus vorzeitig zu räumen versuchen.
Laufende infos dazu:
ABC Copenhagen
c/o Ungdomshuset
Jagtvej 69
2200 København N
27-09-2006, 23:00:00 |A.L. (Kopenhagen)