Iranisches Atomprogramm wurde in Washington geboren
Tom Kusek
Bereits in den 70er Jahren stellte die US-Regierung Überlegungen zu einer „Entwicklungshilfe“ für eine iranische Nuklearindustrie an.
24.04.2007
Damals war allerdings noch Schah Reza Pahlewi im Iran an der Macht.
1975 wurde vom Nationalen Sicherheitsrat im Memorandum „US-iranische Nuklearkooperation“ Empfehlungen des US-Präsidenten für Verhandlungen über eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit bei der zivilen Nutzung der Atomenergie mit der Regierung des Irans ausgesprochen. Am 22. April 1975 unterschrieb Henry Kissinger als Sicherheitsberater von US-Präsident Gerald Ford und Außenminister in dessen Regierung das „National Security Decision Memorandum 292“, in dem eine Kooperationsvereinbarung mit dem Iran niedergelegt ist. Die engsten Mitarbeiter von Präsident Ford waren zu diesem Zeitpunkt Donald Rumsfeld als Stabschef im Weißen Haus, Dick Cheney als dessen Stellvertreter und Paul Wolfowitz als für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen zuständiger Abteilungsleiter in der Waffenkontroll- und Abrüstungsbehörde.
Geplant war der Verkauf von US-Atomreaktoren und -Materialien an den Iran. Anscheinend war geplant, dass unter Führung des Westinghouse-Konzerns amerikanische Unternehmen sechs bis acht Atomreaktoren im Wert von 6,4 Milliarden Dollar an die iranische Regierung veräußern sollten. Zudem beabsichtigte der Iran, für eine weitere Milliarde Dollar zwanzig Prozent an einer privatwirtschaftlich betriebenen US-amerikanischen Urananreicherungsanlage zu erwerben, die einen Großteil des Urans für den Betrieb von Reaktoren liefern sollte.
Die Ford-Regierung begrüßte die Absicht des Schahs, eine eigene Atomindustrie aufzubauen, denn es sei ja vernünftig, wie es in einem Strategiepapier des Nationalen Sicherheitsrats hieß, dass sich Teheran auf die Zeit – vermutlich in fünfzehn Jahren [ab 1975] – einstellt, wenn die iranische Erdölproduktion voraussichtlich stark zurückgehe. Wegen seiner beständig wachsenden Bevölkerung, begrenzter Erdölressourcen und einem steilen Anstieg des Energiebedarfs sei das Nuklearprogramm für den Iran absolut notwendig.
Die Strategie war klar: Kernenergie gegen Öl. In den 50er Jahren wurden durch die Regierung Mossadegh, der die Erdölindustrie verstaatlichen wollte, die iranischen Ölhähne für die USA unzugänglich. Nachdem 1953 Reza Pahlewi Ministerpräsident Mohammad Mossadegh absetzen wollte, es infolgedessen zu Unruhen kam, der Schah ins erste Exil flüchten musste, entschied sich die US-Regierung unter Eisenhower, Mossadegh zu stürzen. Der Umsturz gelang durch Unterstützung des CIA mit der so genannte Operation Ajax. Mossadegh wurde verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Reza Pahlewi konnte als treuer Vasall der USA im Nahen Osten wieder zurückkehren. Er herrschte mit Sondergesetzen, unterdrückte Parteien und jede oppositionelle Bewegung. Seine Geheimpolizei Savak, aufgebaut mit Hilfe der USA, war das berüchtigtste Instrument seines diktatorischen Regimes. Die Kooperationspläne zur Nuklearentwicklung konnten jedoch nicht mehr umgesetzt werden. Im Jänner 1979 flohen infolge von Generalstreiks und Massendemonstrationen im Iran der Schah Reza Pahlewi und seine Familie erneut, diesmal endgültig ins Exil. Damit war auch die iranisch-amerikanische Freundschaft und Nuklearkooperation vorbei.
04-03-2006, 20:52:00 |Tom Kusek