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Georgien: Auf die USA gesetzt – und verloren

Boris Jezek

Anfang August startete der georgische Präsident Saakashwili Angriffe auf Südossetien, innerhalb von 24 Stunden wurde die Hauptstadt Tskhinvali beschossen, 30.000 Menschen flüchteten. Doch von Bush, Rice, Sarkozy bis Plassnik fanden die westlichen Staaten nur Kritik für das Eingreifen der russischen Truppen, die das georgische Militär aus Südossetien wieder zurückdrängten. Ganz vergessen war plötzlich auch die rasche Unabhängigkeit des Kosovo, bei der die „territoriale Integrität eines Staates“ (nämlich Serbiens), die im Falle Georgiens eine so wichtige Rolle spielt, keiner Erwähnung wert war.

07.10.2008

Die Armee eines Zentralstaats attackiert eine Provinz mit einer Administration, die sich für eine Unabhängigkeit ausspricht. 70.000 Menschen leben in der Region. Das lokale Militär ist innerhalb kürzester Zeit überrannt. Nach wenigen Tagen müssen 30.000 von ihnen vor den militärischen Agriffen flüchten, die Provinzhauptstadt ist weitgehend zerstört, weil sie bei den Angriffen von Artillerie beschossen wurde.  Bei den Angriffen werden auch 30 Soldaten einer Friedenstruppe getötet.

Nun könnte man annehmen, dass bei diesem Szenario „der Westen“ unter Führung der USA die Militäraktion verurteilt, mit Sanktionen droht... Doch weit gefehlt, wenn es sich um einen geopolitisch wichtigen Verbündeten handelt.
kaumAm 7. August startete der georgische Präsident Saakashwili die Angriffe auf Südossetien, innerhalb von 24 Stunden war die Hauptstadt Tskhinvali massiv beschossen, 30.000 Menschen waren auf der Flucht. Doch von Bush, Rice, Sarkozy bis Plassnik fanden die westlichen Staaten nur Kritik für das Eingreifen der russischen Truppen, die das georgische Militär aus Südossetien wieder zurückdrängten – bis hin zu „EU-Sanktionen“ für die Unterstützung der Unabhängigkeit durch Russland waren die Reaktionen der USA und der EU. Ganz vergessen war plötzlich auch die rasche Unabhängigkeit des Kosovo, bei der die „territoriale Integrität eines Staates“ (nämlich Serbiens), die im Falle Georgiens eine so wichtige Rolle spielt, keiner Erwähnung wert war.
Und doch hatte sich der eng an den USA orientierte georgische Präsident Saakashwili verkalkuliert: Zwar wurde Georgien der NATO-Beitritt in Aussicht gestellt, aber die Unterstützung blieb bei rhetorischen Floskeln. Die USA und ihre Alliierten sind mit ihren militärischen Möglichkeiten zu sehr im Irak und in Afghanistan gebunden. Und Saakashwili trug dazu noch mehr bei, indem er 2.000 georgische Soldaten aus dem Irak abzog, die nun durch US-Truppen ersetzt werden müssen.
Und Russland – das die Unabhängigkeit Tschetscheniens genauso militärisch verhindert und mit Repression und Krieg gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorgeht? Auch wenn die Menschen in Südossetien und Abchasien die russischen Militärs mit Feiern und wehenden russischen Fahnen empfingen, so bleibt doch der bittere Beigeschmack, dass es auch Russland in erster Linie um geopolitische Interessen geht. Während Russland erklärte, in Georgien nur militärische Ziele angegriffen und bombardiert zu haben, zeigten JournalistInnen zur gleichen Zeit Bilder von zerstörten Wohnhäusern in Gori, und während Russland in Südossetien und Abchasien als Schutzmacht gefeiert wird, führen Medwedew und Putin ihren Krieg gegen Tschetschenien fort.

Boris Jezek