Europäische Union: Kommission für höhere Studiengebühren und Schulgeld
Ein Papier der EU-Kommission schlägt die Einführung von Schulgeld und weitere Privatisierungen im Bildungsbereich vor.
11.05.2007
Bereits 2004 sprach sich die EU-Kommission in einem Arbeitspapier (1)
zur Umsetzung der "Lissabon-Strategie" für die Einführung von
"(höheren) Studiengebühren" aus, um "Effizienz und private
Investitionen im Bildungsbereich zu erhöhen." Wenig verklausuliert wird
in diesem Papier der EU-Kommission die Einführung von Schulgeld und die
weitere Privatisierung des Bildungsbereiches vorgeschlagen. So heißt es
weiters: "Mehr finanzielle Anreize sollten in die Europäischen
Bildungs- und Trainingssysteme eingeführt werden, um die beschränkten
öffentlichen Budgets zu kompensieren und stärkere Leistungselemente
einzuführen. Solche Anreize (z.B. im Bereich der nicht-verpflichtenden
Bildung) würden eine stärkere Diversifizierung der
Finanzierungsmöglichkeiten und eine bessere Mischung aus öffenlicher
und privater Finanzierung miteinander verbinden. (...) Beispielsweise
könnte die Einführung von Schuldgeld oder anderer Gebühren mit einigen
Einschränkungen und begleitenden Finanzierungsmaßnahmen die generelle
Ausweitung der Finanzierung höherer Bildungseinrichtungen unterstützen."
Die Forderung nach Studiengebühren wird in einer Mitteilung der
EU-Kommission an den Rat und das Europäische Parlament im September
2006 wiederholt (2). So wird auf Beispiele in EU-Ländern wie z.B.
Österreich, Belgien, Spanien, Niederlande, Portugal und Großbritannien
verwiesen, da die "durch die Studiengebühren entstehenden Markteffekt
sich auch positiv auf die Lehre und das Hochschulmanangement auswirken
und die Motivation der Studierenden steigt". Selbst das System der USA
mit Studiengebühren bis zu 50.000 US-Dollar und mehr im Jahr wird von
der EU-Kommission als Beispiel zitiert "dass Studiengebühren, wenn sie
durch ein gezielte finanzielle Unterstützung ergänzt werden, zu einer
Steigerung der Studierendenzahlen führen können, ohne dass sich dies
negativ auf die Gerechtigkeit auswirkt."
Das Festhalten der neuen Regierung an den Studiengebühren ist wohl
nicht zuletzt das Ergebnis dieses über die EU-Ebene vorgetragenen
Offensive zur Privatisierung und Liberalisierung des Bildungsbereichs.
Der Vorstoß von ÖVP-Wissenschaftsminister Hahn in Richtung Freigabe der
Studiengebühren liegt voll auf der Linie der EU-Kommission in Richtung
"höhere Studiengebühren".
Anmerkungen:
(1) Implementation of "Education & Training 2010", Working Group E "Making the Best Use of Resources", Dezember 2004
(2) Effizienz und Gerechtigkeit in den europäischen Systemen der allgemeinen und beruflichen Bildung, Brüssel, 08.09.2006
Quelle: akin (http://akin.mediaweb.at/)
15-02-2007, 06:26:00 |