Von Olah bis Verzetnitsch – Das Demokratieverständnis der ÖGB-Bürokratie
Boris Jezek
Verzetnitsch ist zurückgetreten, das ist nur logisch, wenn ein ÖGB-Präsident im Verein mit einer Handvoll Vertrauten so mit dem Geld des ÖGB und der Streikkasse umgeht. Das ist nur logisch, wenn sich eine Gewerkschaftsführung, die Geld in spekulative Geschäfte steckt, wie sie auf dem Papier anprangert.
24.04.2007
Vielen Gewerkschaftsmitgliedern geht – zu Recht – der Hut hoch bei der
Vorstellung, dass der Streikfonds zur Absicherung von
Spekulationsgeschäften gedient hat. Hat sich die ÖGB-Führung gegenüber
den regierungsmaßnahmen deshalb so lammfromm verhalten, weil die
Absicherung der Geldgeschäfte im Vordergrund ihrer Interessen stand?
Das „Köpferollen“ allein wird an dem Dilemma nichts ändern. Olah,
Sekanina, Verzetnitsch – Präsidenten kamen und mussten gehen, die
Struktur des ÖGB blieb bestehen. Was die Gewerkschaftsbewegung wirklich
braucht, ist eine tiefgehende Umstrukturierung des ÖGB.
Innerorganisatorische Transparenz und Demokratie, klare politische
Ausrichtung auf die Interessen der ArbeiterInnen, Angestellten und
prekär Beschäftigten – und das heißt in inem Europa. in dem die
Arbeitslosigkeit steigt und die Rechte der ArbeitnehmerInnen täglich
beschnitten werden (siehe zB. Frankreich oder Deutschland – aber auch
Österreich mit dem konservativen Vorstoß zur Anhebung des
Pensionsantrittsalters), dass sich der ÖGB auf eine kämpferische
Politik umstellen muss und dabei auch die dringende Notwendigkeit zu
internationaler Kooperation besteht.
In den letzten Tagen hat allerdings auch das große Heucheln und
Händereiben begonnen. Egal ob Schwarze, Blaue oder BZÖ, alle in deren
Weltbild und Ideologie Spekulationsgeschäfte, das Zerschlagen und die
feindliche Übernahme von Unternehmen, verbunden mit Massenentlassungen
zum Tagesgeschäft gehören, versuchen nun den ÖGB und die BAWAG
moralisch zu kritisieren. Mögen sie vor ihrer Haustür kehren, in sich
gehen und zu KapitalismuskritikerInnen werden. Der Umbau der
undemokratischen Strukturen des ÖGB, die ideologische
Auseinandersetzung um sozialistische Moral und um die Notwendigkeit von
starken Gewerkschaften steht in vordester Linie den
Gewerkschaftsmitgliedern und zu.
28-03-2006, 18:07:00 |Boris Jezek