StudentInnenproteste: Eine Solidaritätsadresse von Jean Ziegler
"Das neoliberale Gift verwüstet die Universität. Es muss bekämpft werden. Die gegenwärtige Widerstands- und Aufbruchsbewegung der europäischen Studentinnen und Studenten tut das mit eindrücklichem Mut, analytischer Kompetenz und Energie..."
27.11.2009
Liebe Genossinnen und Genossen,
Die Universität ist eine großartige Anstalt. Sie ist eine Zivilisationserrungenschaft, ein Meilenstein in der Geschichte der Emanzipation der Menschen.
Geschaffen wurde sie von der radikalen Revolution von 1848. Heute ist sie eine einsame Insel, ein Freiraum im Dschungel des globalisierten Raubtierkapitalismus.
Sie ist die Waffenschmiede der kritischen Vernunft. Jean-Paul Sartre hat ihre Aufgabe beschrieben: "Den Feind erkennen, den Feind bekämpfen."
Das selbstbestimmte Individuum, die kritische Vernunft sind ein Horror für die Oligarchen der Welt beherrschenden Tyrannei des globaliserten Finanzkapitals. Konzerne hassen kritische Vernunft. Entfremdung und Funktionalisierung des Menschen, Profitmaximalisierung um jeden erdenklichen Preis sind ihre Vorhaben.
Deshalb wollen sie die Universität zu ihren Diensten umfunktionalisieren. Unter anderm und vorallem mit der von hörigen Bürokraten erzwungenen Bologna-Reform.
Das neoliberale Gift verwüstet die Universität. Es muss bekämpft werden. Die gegenwärtige Widerstands- und Aufbruchsbewegung der europäischen Studentinnen und Studenten tut das mit eindrücklichem Mut, analytischer Kompetenz und Energie.
Euch drücke ich meine Bewunderung und totale Solidarität aus.
Jean Ziegler
Infos über die Audimaxbesetzung und die StudentInnenproteste: www.unibrennt.at