Mosquito: Eine „unschädliche Lösung“ für das moderne Zivilisationsproblem Jugendliche
Katja Schreiber
Sie stören ja auch wirklich jede und jeden, diese unangenehmen, überall herumlungernden Jugendlichen. Und dann machen sie vielleicht sogar noch Lärm und hinterlassen Müll. Anstrengend diese jungen Leute, und immer die Polizei zu holen oder Mauern zu bauen, die die schöne Aussicht stören, kann ja auch keine Lösung sein. Aber der Erfindungsreichtum des Kapitals bietet eine "saubere" Lösung: eine Art Ultraschallwaffe gegen Kinder und Jugendliche...
26.11.2007
Das ist aber kein Problem für unsere wunderbare Gesellschaft, die immer wieder die elegantesten Lösungen für menschenverachtende Politik findet.
Und an dieser Stelle ist es vielleicht das Beste, die Firma Arcawa mit ihrem wunderbaren Produkt "swiss mosquito" selbst zu Wort kommen zu lassen, denn diese Formulierungen sind an Zynismus kaum zu übertreffen: "Im Verlauf der letzten Jahre ist antisoziales Verhalten zu einer der größten Bedrohungen in unserer Gesellschaft geworden. Bisher stand mit Ausnahme des Einsatzes von teuren Sicherheitskräften kein wirkungsvolles Abschreckungsmittel zur Verfügung. Lärm, Vandalismus und Gewalt sind konkrete spürbare Folgen von herumlungernden Jugendlichen / Jugendbanden. Mosquito wurde speziell entwickelt, um das Herumlungern von Jugendlichen an:
- lärmempfindlichen Orten
- vandalenanfälligen Objekten und Gebäuden
- sicherheitsrelevanten Lokalitäten und Passagen
sowohl im Indoor als auch im Outdoor Bereich zu definierten Zeiten zu unterbinden. Polizei und lokale Behörden in England haben das Mosquito-Ultraschallgerät als das wirkungsvollste Werkzeug im Kampf gegen antisoziales Jugendverhalten bezeichnet. Betroffene Kreise, welche das Gerät geprüft und installiert haben, berichten, dass die Polizeieinsätze um ein Vielfaches reduziert werden konnten"
Und wie wirkt das Wunderding? Ganz einfach: Jugendliche bis zu ca. 25 Jahren hören auf Frequenzen (zwischen 16 und 18 KHz), die Erwachsene nicht mehr wahrnehmen können. Das schöne Gerät sendet auf diesen Frequenzen Töne, die für Jugendliche schon nach wenigen Minuten so unangenehm werden, so dass diese sich von dem Ort zurück ziehen. Erwachsene hingegen bleiben ungestört, von Tönen und Jugendlichen. Bei "google" wird das phänomenale Gerät in einem Banner beworben: "das Original - bekannt aus TV & Radio - vertreibt Jugendliche ohne Gewalt!"
Diese Geräte, die bereits in England, der Schweiz und auch Teilen Deutschlands sowie über das Internet angeboten werden, und von denen weltweit bereits rund 3.300 Geräte verkauft wurden, 70 Prozent davon in Großbritannien, können über eine Fernbedienung aktiviert oder mit Überwachungskameras verbunden werden. Sie können damit als eine Art ‚akustischer Waffe’ gegen Kinder und Jugendliche bezeichnet werden, über die es natürlich auch keinerlei Untersuchungen betreffend gesundheitlicher Langzeitschäden gibt.
Ein Betreiber einer Bar an einem deutschen See (nahe Osnabrück) zeigt sich in einem Artikel in der "Welt" begeistert. Er will die Jugendlichen ja nicht verjagen. Aber am See sitzen und selbst mitgebrachtes zu trinken, anstatt bei ihm im Lokal zu konsumieren, das ginge ja wirklich zu weit.
Ja ja, wer nicht in's Konzept des braven, fleißigen und vor allem konsumbereiten Leistungsbürgers passt, der muss weg. Weiter so, als nächstes Installieren wir Geräte gegen schreiende Babys, welche gegen unproduktive Alte und ganz besondere gegen arbeitsfaule Sozialschmarozer aller Art. Da fällt uns schon noch etwas ein, weil wenn die nicht auf so speziellen Frequenzen wie die Jugendlichen hören, dann implantieren wir ihnen eben ein Gerät und schon geht's wieder.