Hausbesetzung und Räumung des besetzten Hauses in Graz.
Bericht über die Hausbesetzung und gewaltsame Räumung in Graz von 06. bis 09. Juli 2007. Ein schon lange leerstehendes Schulgebäude wurde von ca. 50 bis 100 squatterInnen besetzt. Und am Montag (09. 07.) von der Polizei gewaltsam geräumt.
09.07.2007
Hausbesetzung und Räumung des besetzten Hauses (mit Namen Venedig) in Graz.
In Graz beginnt eine Zeit der Hausbesetzungen.
Eine immer größer werdende Gruppe engagierter, alternativer Leute sucht Freiraum für ein autonomes Kultur- und Sozialzentrum. Ein Haus soll gefunden und besetzt werden, in dem unterschiedliche Initiativen Platz finden können. Die Initiativen und Ideen reichen von einem Kostnix Laden bis zu einer Fahrradwerkstatt, von einer großen Volxküche bis zu Proberäumen für Bands, von einem Cafe ohne Konsumzwang über ein Nachbarschaftszentrum bis zu einem Wohntrakt im Gebäude.
Schon im April wurde ein (seit drei Jahren) leerstehendes Haus für 22h Stunden besetzt. Diese Besetzung wurde unter Androhung eines massiven polizeilichen Einsatzes aufgelöst, ohne dass die BesetzerInnen erkannt wurden.
Am Abend des 06. Juli (Freitag) erfolgte die zweite Besetzung innerhalb kurzer Zeit. Besetzt wurde eine seit Jahren leerstehende Schule nahe der Innenstadt.
Die BesetzerInnen, eine Gruppe von ca. 50- 100 selbst organisierten und basisdemokratisch agierenden, teils recht jungen Leuten, teils mit politischer Erfahrung, wurden auch von einigen Clowns der militant Clowns Army unterstützt, die vor allem in den Konfrontationen mit der Polizei sehr unterstützend agierten.
Die Besetzung dauerte von Freitag Abend bis Montag (09. Juli) ca. 21h. Zu diesem Zeitpunkt wurde unter Einsatz massiver Polizeigewalt geräumt.
Nach den Erfahrungen der Hausbesetzung im April suchten die BesetzerInnen ein Haus im Eigentum der Stadt und meinten es mit dem Schulgebäude gefunden zu haben, was so auch aus dem Grundbuch hervorging. Tatsächlich aber, wurde das Gebäude inzwischen an die Immobiliengesellschaft Estate Scherer verkauft, was die Situation erschwerte.
Trotzdem war das Wochenende entspannt und ein voller Erfolg. Das Haus wurde geputzt und mit Renovierungsarbeiten begonnen. Am Samstag Abend wurde eine Grillparty für die squatterInnen, FreundInnen, NachbarInnen des Hauses und alle anderen solidarischen Menschen organisiert.
Ein weiteres Grillfest hätte am Montag Abend stattfinden sollen. Hat aber nicht mehr.
Das Haus wurde am Montag Abend geräumt. Dem voraus gingen eine Reihe von Ultimaten. (Wir räumen um 9h/ 13:30/ 17:30…) und Termine bei StadtpolitikerInnen wie VP- Bürgermeister Nagl und SP- Stadträtin Kaltenbeck-Michl. Diese Gespräche verliefen, nach Berichten freundlich aber unverbindlich. Nachdem aber sogar für morgen Dienstag eine weitere Einladung zum Gespräch erfolgte wurde von Vielen nicht mehr erwartet, dass trotzdem noch am Montag Abend geräumt werden würde.
Nachdem tagsüber immer viele Leute auf der Straße rund um das besetze Haus waren, nutzte die Polizei eine kurzen, starken Regenguss um mit der Räumung zu beginnen. Um ca. 19h startete die Räumung durch an die 80 Polizeibeamte (in 23 Bussen) innerhalb weniger Minuten. Die BesetzerInnen wurden von einer, den Innenhof umgebenden Mauer gestoßen, das Tor in den Hof wurde mit einer Motorflex aufgeschnitten und ein paar squatterInnen, die sich mit Ketten und Fahrradschlössern aneinander gehängt hatten wurde mit brachialer Gewalt getrennt.
Die BesetzerInnen wurden zum Teil einzeln hinaus getragen. Zwei kletterten auf einen Baum, von dem sie von der Polizeit zum Schluss herunter geholt wurden. (Glücklicher Weise ohne, dass sie sich verletzten.) Unter den anderen squatterInnen gab es zumindest drei Verletzte. Zwei der jungen Leute, die sich aneinander gekettet hatten wurde so unsanft getrennt, dass sie durch die Ketten (die sie um den Hals hatten) stark gewürgt wurden.
Ein leider schon betrunkener Besetzer stürmte von hinten auf ein paar Polizisten los, woraufhin er zu Boden geprügelt und dann sofort festgenommen wurde. Für ihn war die anwesende Presse (Es waren JournalistInnen und FotographInnen von fast allen relevanten Medien incl. ORF anwesend.) sicher ein großes Glück, da die Polizei direkt beim Prügeln gefilmt und fotografiert wurde.
Während der gesamten Räumung war die ganze Gasse, in der das Haus steht abgeriegelt. Zu Beginn war sogar eine angrenzende Straße abgesperrt. Diese Sperre wurde dann allerdings wieder aufgegeben. (Nachdem einige der draußen Gebliebenen schon an der Polizei vorbei hinein kommen konnten.)
Damit endete die Besetzung für’s Erste.
Interessant ist jedoch auch, was folgen wird. SP Stadträtin Kaltenbeck- Michl erklärte direkt vor Ort wie wichtig ihr Freiräume für Jugendliche doch seien. Sie erhoffe sich nach der Hausbesetzung ein offeneres Ohr bei der ÖVP und vielleicht, vielleicht könne sich ja ein anderes Gebäude als Ersatz finden lassen.
Die Sp agiert also, wie in den letzten Jahren so oft. Sie würden ja so unglaublich gerne etwas verändern. Nur leider scheitere sie am Widerstand der ÖVP. Da wird auch gern und schnell darauf vergessen, dass die SPÖ selbst viele Jahre lang in Graz den Bürgermeister stellte, was auch nicht zu mehr freien Orten für Jungendliche geführt hat.
aus Graz
Katja Schreiber