Trotzki als junger Revolutionär
Fritz Keller
Mit der Neuauflage dieser Biografie Trotzkis will der Verfasser Jürgen Ulbrich aktuelle politische Diskussionen in Richtung einer klaren Definition über eine „Welt, die die Welt noch nicht gesehen hat“ (Rudi Dutschke) beeinflussen. Die Jahre, in denen Lew Dawidowitsch Bronstein noch eine „zentristische“ Position zwischen Menschewiki und Bolschewiki einnahm, scheinen ihm für diese Zielsetzung besonders geeignet.
07.05.2010
Diese Biografie Lew Dawidowitsch Bronsteins wurde anfangs der 1990er Jahre, also kurz nach dem Zusammenbruch Russlands und seines Imperiums geschrieben und 1995 erstmals veröffentlicht. Der Autor, ein emeritierter Professor für Neuropathologie am Universitätsspital Basel, rechnete mit einer erstarkenden Arbeiterbewegung im ehemaligen „Ostblock“ und wollte deshalb an Hand der Person Trotzkis jungen, politisch interessierten Menschen die Entwicklung sozialistischer Ideen zeigen.
Diese Erwartungen erwiesen sich zunächst als falsch. Die Masse der Menschen in Russland und in den Glacisstaaten sucht ihr Heil in einem neoliberalen Wirtschaftsmodell. Erst ab dem Jahr 2008 breiteten sich prinzipielle Zweifel über den kapitalistischen Weg zu Friede und Wohlstand aus. Zugleich tauchten Forderungen nach staatlichem Engagement in der Wirtschaft wieder auf.
Gegenwärtig argumentieren GegnerInnen wie BefürworterInnen solcher Eingriffe häufig mit der Etikette „sozialistisch“, ohne über eine präzise, inhaltliche Begriffsbestimmung zu verfügen. Mit der Neuauflage der Biografie Trotzkis will der Verfasser deshalb die aktuelle Diskussion in Richtung einer klaren Definition über eine „Welt, die die Welt noch nicht gesehen hat“ (Rudi Dutschke) beeinflussen. Die Jahre, in denen Lew Dawidowitsch noch eine „zentristische“ Position zwischen Menschewiki und Bolschewiki einnahm, scheinen ihm für diese Zielsetzung besonders geeignet.
Jürgen Ulrich: Trotzki als junger Revolutionär
Hamburg: VSA-Verlag 2010, 160 Seiten, brosch.: 16,80 €