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Thomas Schmidinger/Dunja Larise (Hrsg.): Zwischen Gottesstaat und Demokratie

Fritz Keller

Das vorliegende Handbuch versucht, die muslimischen MitbürgerInnen als genauso vielfältig, widersprüchlich und in sich gespalten wahrzunehmen wie die Mehrheitsgesellschaft auch. Den AutorInnen geht es dabei sowohl um eine sachliche als auch eine kritische Herangehensweise, die Gruppierungen, welche tatsächlich Politisierung des Islam bzw. Islamisierung der Politik betreiben, nicht an Hand von Verdächtigungen kategorisiert, sondern ihre eigenen Veröffentlichungen und Aktvitäten ernst nimmt.

08.10.2008

Die Präsentation des Islam als monolithische, mit abendländischen Werten unvereinbare Religion wird derzeit von Exponenten konträrer gesellschaftlicher Gruppen betrieben: Auf der einen Seite stehen die VertreterInnen der (extremen) Rechten, die im Windschatten des 11. September dieses Feindbild für ihren politisch motivierten Rassismus benutzen. Auf der Gegenseite haben die PorpagandistInnen eines fundamentalistischen Islam gelernt, „Islamophobie“ als Totschlag-Argument zu benutzen – einsetzbar auch gegen „Abweichler“ in den eigenen Reihen. (Nur zur Erinnerung: „deutschfeindlich“ gehört zu den Lieblingsschimpfwörtern alter und neuer Nazis).

Das vorliegende Handbuch versucht die unheilige Allianz zu durchbrechen, indem es die muslimischen MitbürgerInnen als genauso vielfältig, widersprüchlich und in sich gespalten wahrzunehmen trachtet wie die Mehrheitsgesellschaft auch. Den AutorInnen geht es dabei sowohl um eine sachliche als auch eine kritische Herangehensweise, die Gruppierungen, welche tatsächlich Politisierung des Islam bzw. Islamisierung der Politik betreiben, nicht an Hand von Verdächtigungen kategorisiert, sondern ihre eigenen Veröffentlichungen und Aktvitäten ernst nimmt. Dabei zeigt sich zum einen schnell, dass die FundamentalistInnen unter den einheimischen Muslimen eine zahlenmäßig winzige Minderheit darstellen, die jedoch gut organisiert ist und daher oft lautstark auftritt. Zum anderen wird deutlich, dass die erste Zielgruppe militanter Aktivitäten und damit primäres Opfer repressiver gesellschaftlicher Verhältnisse immer die eigenen Glaubensbrüder (-schwestern) sind.

Alle, die sich ein vorurteilsfreies Bild über die in Österreich lebenden Muslime machen wollen, können aus dem vorliegenden Handbuch eine Fülle von Fakten schöpfen, die es sich in die in Stereotypen befangene Diskussion im privaten wie im öffentlichen Bereich als Multiplikator einzubringen lohnt.

Handbuch des politischen Islam
Wien: Deuticke im Zsolnay Verlag 2008
320 S.: - kt.: € 20.50
ISBN 978-3-552-06083-8