Grundschule des Wienerischen

el awadalla

Dialektwörterbücher gibt es viele – und jetzt schon wieder eines?

15.12.2011

In “Weanarisch Leana” gehts weder idyllisch noch politisch korrekt zu. Wer Ludwig Roman Fleischer kennt, setzt das geradezu voraus. Das „Weanarische“ gehört laut dem Autor „Wickadl Flähscha“ zu den bedrohten Spracharten, da heutzutage auch schon die indigenen Fußballer nach einer „Mischkulanz åus Biffke, Sähtnblicke-Palaawara und Ö3-Schwafla“ klingen und keiner mehr weiß, was eine „Låushutschn“, ein „Bo?schuadl“ oder ein „Låck?påtscha“ ist. Um diesem Mißstand abzuhelfen, erzählt der „Weanarisch“-Lehrer Kurzgeschichten und Anekdoten im Wiener Dialekt, übertragen in seine bisher noch nie gesehene Schreibung. Man erfährt im Vokabelverzeichnis eine Menge über Wienerische Anleihen aus dem Jiddischen, Französischen, Tschechischen und Englischen. Es gibt bei jeder Lektion einen Grammatikteil – und das freut das interessierte Publikum ganz besonders, weil es haufenweise Wörterbücher zu so gut wie allen österreichischen Dialekten gibt, doch die Grammatik bleibt fast immer ausgespart. Und eine Sprache ohne Grammatik ist keine, weil erst die Grammatik den SprecherInnen, das nötige Selbstbewußtsein gibt. Das mag hochtrabend klingen, doch die Meinung vieler DialektsprecherInnen selber ist, sie würden “schiach” oder falsch reden.

Der Autor des Buches ist im Brotberuf Lehrer, was seinen Ausführungen zur Grammatik des Wienerischen ganz und garnicht schadet. Allein die Grammatik-Lektionen machen dieses Buch höchst wertvoll und empfehlenswert. Es sei allen zukünftigen Wörterbuch-AutorInnen und -HerausgeberInnen zur Nachahmung empfohlen.

Weanarisch leana
Ludwig Roman Fleischer

Lesebiachl mit Gschichtln, Wuchtln, 2 Cee-Dehs (Hörmaterial im Ausmaß von ca. 3 Stunden), Grammatik, Wokaawen und Håusüwu?gan
gebunden, 24 x 14,8 cm.
Sisyphus 2011
139 Seiten