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Porträt einer jungen Frau in Flammen

Kurt Hofmann

Frankreich 2019; Regie: Céline Sciamma; Im Kino/1 (seit 13.12.3019)

22.12.2019

Heloise lebt mit ihrer Mutter auf einer bretonischen Insel. Sie ist aus der Abgeschiedenheit eines Klosters geholt worden, um ihre unter mysteriösen Umständen verstorbene Schwester als Heiratskandidatin zu „ersetzen“. Die von ihrer Mutter arrangierte Ehe lehnt sie ab und will sich auch nicht porträtieren lassen, um dem Bräutigam ein Bild der noch unbekannten zukünftigen Gattin zu übermitteln.

Hier kommt Marianne ins Spiel. Dass sie Malerin ist, soll sie vor Heloise  (zunächst) geheim halten und die Gesellschafterin spielen.

Im Frankreich des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts zählen Konventionen und die Rolle der Frauen ist genau festgelegt. Eine wie Marianne, die immerhin als Porträtmalerin Anerkennung gefunden hat, trifft da auf die verschlossene Heloise und entdeckt eine Wesensverwandte, so gebildet wie musisch, so störrisch wie neugierig. Marianne gibt ihre Tarnung gegenüber  der neugewonnenen Freundin auf, die das erste, „offizielle“ Porträt verwirft. Die Künstlerin versteht das Verdikt der ihr Wichtigen und zerstört es, bevor sie es Heloises Mutter, ihrer Auftraggeberin, zeigen soll - das zweite Porträt aber wird der Geliebten gerecht werden…

„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ ist nicht nur eine (formidabel von Adéle Haenel und Noémie Marlant gespielte) Liebesgeschichte wider die Konventionen, es ist das Lob des nicht Ausgesprochenen, Erahnten – aus Blicken wie Gesten – und daher Gewussten. Céline Sciamma entwickelt mit „Porträt  einer  jungen Frau in Flammen“ eine subtile Studie über das Erfassen: eines Gesichtszuges, einer Regung, des „richtigen“ Moments.