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Stell dir vor, es ist Frauentag und alle gehen hin

Monika Mokre

Kommentar zum internationalen Frauentag am 8. März

24.04.2007

Seit einiger Zeit interessiert sich meine 11jährige Tochter für Frauendiskriminierung und letztlich meinte sie auch, sie würde da gerne auch einmal ein Zeichen setzen, zu einer Demo gehen oder so. Ha, dachte sich da die feministische Mutter, der es so ein bisschen peinlich ist, dass sie der interessierten Tochter zwar einiges an theoretischen Überlegungen und viele sentimentale Erinnerungen bieten kann, aber wenig aktuelle politische Aktivität - ha, dachte sie sich, dieser Wunsch kommt doch jedenfalls zur rechten Zeit. Denn der 8. März ist nicht weit und zumindest eine Demo wird da doch noch drin sein. Allerdings keine Plakate gesehen, aber vielleicht war frau ja auch unaufmerksam. Und wofür gibt es schließlich das Internet, also frisch drauf los gegoogelt. Und nach einigen Fehlschlägen in virtuellen Archiven, die den Frauentag 2001 bis 2004 ankündigen, doch einen aktuellen Kalender gefunden. Und, wow, da tut sich doch einiges, sicher 20 Eintragungen sind hier zu finden. Etwa die Frauen-Business-Mentoring-Messe 2006 oder der Frauen-Fitnesstag im Holmes-Place-Club. Oder auch eine besondere Fleurop-Aktion zum Frauentag. Ach ja, liebevoller Lebenspartner, solltest du den Valentinstag versäumt haben und keinen Nachwuchs mit der Partnerin aufweisen können, der ein Muttertagsgeschenk rechtfertigen würde, so bleibt dir ja immer noch der Frauentag, um deine Zuneigung unter Beweis zu stellen.

Auf die Gefahr hin, altmodisch zu wirken: Der Frauentag war mal als Kampf- und nicht als Feiertag gedacht. Und gerade heutzutage gibt es deutlich mehr zu kämpfen als zu feiern:

Vieles ist gleich geblieben:  Noch immer verdienen Frauen um ein Drittel weniger als Männer, noch immer stoßen Karrierefrauen an gläserne Plafonds (und ob diese nun gerade durch Messen beseitigt werden, erscheint fraglich).

Und manches wird schlimmer: Strukturelle Arbeitslosigkeit treibt als erste die Frauen wieder an den Herd und durch neoliberale Privatisierung werden Kindererziehung und Pflegetätigkeit wieder hundertprozentig zur privaten Frauensache. Neue prekäre Arbeitsverhältnisse, Ein-Mensch-Unternehmen und Ich-AGs machen in Kombination mit patriarchalischen Mustern der Arbeitsteilung die schon fast traditionelle Doppelbelastung von Frauen zur Drei- und Vierfachbelastung. Für die sie dann ein paar Blümchen bekommt und von der sie sich einmal im Jahr in einem noblen Fitnessclub erholen darf, den sie sich den Rest des Jahres nicht leisten kann. Die unsichtbare Hand des freien Marktes sorgt für alle seine Teilnehmerinnen.

Aber übrigens gibt es eine Demo am 8. März und ich gehe mit meiner Tochter hin - in der Hoffnung, dort ein paar Frauen zu treffen, die der nächsten Generation von Frauen plausibel machen, wofür es sich lohnt als Frau zu kämpfen.


Demo zum Internationalen Frauentag
am 8. März ab 17 Uhr, Treffpunkt U 6 Josefstädterstrasse, Abschluss 20 Uhr Volkstheater, 1070 Wien, mit offener Feuershow


04-03-2006, 21:26:00 |Monika Mokre