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Im Innern der Maschine

Kurt Hofmann

Zur Diagonale 2014

28.03.2014

Eine Zwischensaison: Von den zentralen (Spiel-) Film-RegisseurInnen war nur Götz  Spielmann mit einem Film (Oktober November) vertreten, nicht eben seinem besten. Aber, eine erstaunliche Feststellung im Rückblick: es gibt sehenswerte österreichische Genre-Filme, welche, trotz ausgiebiger  Inanspruchnahme oft strapazierter Landschaftsphänomene keinerlei „Heimat“-Klischees verbreiteten, sondern im Gegenteil hinter dem Bild des „Erhabenen“ jenes des Schreckens entdeckten, dabei überregionale  Aufmerksamkeit erweckend. Marvin  Kren hat nach dem formidablen (Stadt-)Zombie-Film „Rammbock“ (2010) mit „Blutgletscher“ (2013) nun die Bergwelt für den Horrorfilm entdeckt, abermals auf höchst vergnügliche Weise. Und Andreas Prochaska, schon seit längerem der  Hoffnungsträger des österreichischen Genre-Films, ist mit dem Alpenwestern „Das  finstere Tal“ (2013) ein  Haupttreffer gelungen, souverän, sowohl, was den erzählerischen „langen Atem“, als auch, was den Umgang mit Zitaten betrifft, idealtypisch besetzt (mit der Entdeckung von Tobias Moretti als sinistren Schurken) - Fortsetzung erwünscht.

Sogar unter den neuen  Komödien heimischer Provenienz fanden sich solche, die auf den üblichen „Einserschmäh“ verzichteten (davon später). Die wie stets sehenswerten Specials waren heuer u.a. der großartigen Kamerafrau Agnes Godard (dabei im Zentrum: ihre Zusammenarbeit mit Claire Denis), dem ein halbes Jahrhundert feiernden  Österreichischen Filmmuseum und, in Fortführung der  unverzichtbaren Exil-Reihe von Synema, dem Schauspieler und Regisseur Peter Lorre gewidmet. Wesentliche Arbeiten dieses Jahres entstanden auch im Dokumentarischen (dabei „außer Konkurrenz“ – und auch: konkurrenzlos – Claude Lanzmanns unter österreichischer Produktionsbeteiligung entstandener Film „Der Letzte der Ungerechten“), und im experimentellen Bereich war das eingeforderte, weil titelgebende „Innovative“ kein  leeres Wort. Wenn die österreichischen Filmschaffenden, PolitikerInnen und ORF-Verantwortlichen im Rahmen eines filmischen Statements daran erinnerten, welchen Stellenwert der österreichische Film besitzt und wie katastrophal dessen  Aushungerung wäre, dann unterstützte die „Diagonale“ als Leistungsschau deren Argumente durch das Sichtbarmachen von Bandbreite und Qualität vieler der gezeigten Arbeiten.

Neugierde, Unrast, das Flüchtige (in dem  aber auch der Bezug zur Flucht enthalten ist), die Beharrenden und die Wegstrebenden, die Weltläufigen und die Ewiggestrigen: all dies sind Stichworte, Querverweise für Ruth Beckermanns „Those who go Those who stay (AT 2013), ein Film, der  den „Zufall“ als Komplizen benennt. Eine  etymologische Wurzel verweist im Zusammenhang mit dem Zufall auf das „Zuteilwerden“. So wie Kortner einst bemerkte, dass Improvisationen gut geprobt werden sollten, sind Beckermanns „Zufälle“ aber Fundstücke, Puzzlesteine, Erinnerungen, Visionen…  Momentaufnahmen an Stelle eines behaupteten Ganzen. Teile, die das Zuteilwerden ermöglichen. Da sind zwei Refugees in Italien, die Ruth Beckermann während einer Autofahrt von ihrem Traum, Fußballprofis zu werden, erzählen. Ganz bescheiden zählt einer seine da seine Wunschvereine auf: Juventus,  Milan, Inter… und weiß gleichzeitig, dass  er ohne  Papiere nichts gilt, wie talentvoll er auch immer wäre… Da sind die Rückwärtsgewandten der FPÖ, die sich auf einer ihrer immergleichen Veranstaltungen als „Zukunft Österreichs“ ausrufen (ein Blick in die Gesichter ihrer Getreuen genügt, um diese  Ansagen zu widerlegen… ) Da sind die bunten Stoffe auf einem Markt in Jerusalem und der Stoff, den die Auseinandersetzung über Palästina immer noch bietet. Da ist der Blick durch einen Vorführraum in ein  Kino, Ort  der  Phantasie wie (bisweilen…)  der Aufklärung, und zum anderen die Präsentation einer neuartigen, kugelförmigen Kamera auf einer Messe, gut getarnt in  ihrer Funktion, bei Bedarf in Gebäude zu werfen, zwecks Überwachung von Staatsfeinden, „TerroristInnen“, zur Unterstützung der „Guten“ - die Pervertierung der Idee des Filmischen. Da sind die Hunde, die Grenzwälle bewachen und die Katzen, die wie ehedem ihre eigenen, eigenwilligen Wege beschreiten. Da ist die Vergangenheit, die nicht tot, ja nicht einmal vergangen ist. Ruth Beckermann erzählt in einem Interview (für „Celluloid“), dies sollte ein  „schöner“ Film werden, der nichts „beschönigt“. Beides trifft  auf „Those  who go Those who stay“ zu. Mit “leichter Hand” Blicke auf  eine  komplexe Welt werfend, die sich (“trotz  alledem”) unübersehbar  wandelt, das  ist frei nach Brecht, das  Einfache, das schwer zu machen ist...

Es gibt  Erwartungen, die selten erfüllt werden. Dazu zählen gewiss jene der BesucherInnen von Eröffnungsfilmen von  Festivals. Hier die Ausnahme: „Das große Museum“ (AT 2014; Regie: Johannes Holzhausen) stand am Beginn der Diagonale 2014 und beschäftigte sich mit dem Balanceakt zwischen der Erhaltung und kreativen Weiterführung des „kulturellen Erbes“ sowie dem alltäglichen Kampf um das Notwendigste in Zeiten staatlichen Kranksparens unter neoliberaler Anleitung. Das Kunsthistorische Museum in Wien: Dorthin  führt  man Staatsgäste, um sie mit der imperialen Vergangenheit des Landes zu konfrontieren. Repräsentation, Außenwirkung: das ist ein wichtiger Teil der Selbstdarstellung dieser Institution. Johannes Holzhausen, der zwei Jahre lang mit seiner Kamera im  Haus unterwegs war, nutzte dabei die Gelegenheit, dass Innere der Maschine Museum, deren Funktionieren von bis ins Detail durchgeplanten täglichen Abläufen ebenso abhängt wie von der ungebrochenen Motivation seiner MitarbeiterInnen, zu erforschen. „Das große Museum“ zeigt nicht nur das nahezu liebevolle Verhältnis der KonservatorInnen zu „ihren“ Bildern  und Kunstobjekten abseits einer beiläufigen Routine, sondern veranschaulicht insbesondere das Überwuchern des „Sachzwangs“. Der kaufmännische Direktor, nicht die künstlerische Leiterin, diktiert offenkundig das Geschehen, reduziert bereits zugesagte Gelder für einzelne Abteilungen des Hauses, betont die Wichtigkeit der graphischen Aufpolierung, rügt  in  diesem Zusammenhang eine  „aggressive“ Ziffer, die das „softe“ Verkaufen einer Preiserhöhung konterkariert und betreibt die Umbenennung der wiedereröffneten Kunstkammer in „Kaiserliche Kunstkammer“, macht in den „Meetings“ klar, dass künstlerische Konzepte nachrangig  sind gegenüber Präsentation, Marketing etc. So wenig Österreich noch über eine Marine verfügt (in Ermangelung eines Zugangs zum  Meer) so sehr wird deutlich, dass  der „große Tanker“ in Form des Kunsthistorischen Museums  nur noch auf flachen Gewässern fahren kann, auch, weil den politischen Instanzen der äußere Glanz, das Repräsentative wichtig ist, nicht aber bescheidenste inhaltliche Forderungen. Traurig, wenn bei einer Auktion ein Objekt, welches eine Sammlung notwendig ergänzen würde, nicht ersteigert werden  kann, obwohl es dabei nur um „ein paar  Tausender“ geht…  Bemerkenswert auch der Umgang mit den MitarbeiterInnen: Da wird der  langjährige Leiter einer Abteilung, durch Holzhausen zuvor ebenso als detailbesessener Kenner wie als „Type“ eingeführt, von der Direktorin in die Pension verabschiedet, ohne auf das Eigentliche und  Besondere seiner Tätigkeit (vielleicht auch: seines  Lebenswerks) einzugehen, das Austauschbare und Formelhafte ihrer  Ansprache betont  vielmehr  den Gebrauchswert eines Rädchens im Inneren der Maschine Museum… Danach eine der schönsten Szenen des Films: wie der Personalakt des Ausgeschiedenen ins Archiv wandert und er auf diese Weise selbst zum Teil des  Museums wird…  Bisweilen  werden auf den  Meetings  auch die „hinteren Chargen“ um eine  Wortspende gebeten – Stichwort „MitarbeiterInnenmotivation“ – da steht eine auf und beklagt sich, in  all den Jahren (als Museumsführerin) noch niemals vorgestellt worden zu sein. Ihrer Nichtbeachtung, ihrem  Nichtvorhandensein steht die aufgeregte  Planung der protokollarischen Einzelheiten beim Empfang eines  Staatsgastes in Begleitung des Bundespräsidenten gegenüber: wer  führt die repräsentative Gruppe an, wer hat das erste Wort und wie lange soll die Rede sein etc. Gewiss, all dies ist  wichtig und vorab zu klären, aber  wieder entsteht der Eindruck, dass  die Gänge wichtiger sind als die Vorgänge. Im  Nachspann  des  Filmes die tragische Pointe: die Unbeachtete aus der letzten  Reihe (des Museums) hat die Dreharbeiten   nicht überlebt. Keiner ist schuld an ihrem Tod, vielleicht hat man ihr, angesichts ihres Auftritts im  Film, seitens des Museums sogar die austauschbare Erinnerungs- (hier eben: Gedenk-)rede gehalten, wer weiß. Das „Große Museum“ aber ist eine  Maschine und  Maschinen  evozieren Begriffe wie Effektivität und Gebrauchswert, auch wenn sie im Dienste der Kunst stehen…

Ein ungleiches Brüderpaar: Der eine ist Manager vom Typus „Aufsteiger des Jahres“, der  andere  ein  Off-Theater-Schauspieler, den manche als verkrachte (KünstlerInnen-)Existenz betrachten. Der eine  wohlorganisiert, der andere  chaotisch: so weit, so klischeehaft aufs erste die Ausgangslage. Doch dann zu Einkauf und Verkauf: Daniel, der Akteur, wird von Rudi, dem  Organisator,  als Rhetorik-Coach für Nora, eine  leitende  Mitarbeiterin, engagiert. Eigentlich aber soll Daniel,  der sich in  Nora verliebt, diese ausspionieren. In Johanna Moders „High Performance – Mandarinen  lügen nicht“ (AT 2013) wird demonstriert, wie beruhigend Geld auf schlechtes Gewissen wirkt und die Performance des „armen“ Bruders aus  reicher Familie stets auch vom  Wissen um den weichen Fall nach erneuten Misslingen bestimmt wird. Und:  Wie die hehren Prinzipien einer alternativen Theatertruppe durch „Sponsoring“ (des reichen Bruders) ins  Wanken geraten… „High Performance – Mandarinen lügen nicht“ verfügt über  in österreichischen  Komödien seltenen Qualitäten: das Timing stimmt,  der Dialog ist (weitgehend) frei vom sonst üblichen Drang nach der  Produzierung von „Wuchteln“, die „moralische“, „politisch-korrekte“ Lösung wird zugunsten der Realität vernachlässigt. Und es stellt sich heraus, wie komisch Täuschung und Verrat sein  können…

Nick Gutlicht sucht eine neue Bleibe, um den  Nachstellungen seiner Gläubiger, mit deren Handlangern  nicht zu spaßen ist, zu entgehen. Curt Ledig sucht einen Ausweg aus seiner Sinnkrise. Der eine ist ein kleiner  Gauner, der  durch Bücherdiebstahl und  -verkauf sein Leben fristet, der  andere ein  weltberühmter Philosoph und Psychoanalytiker. Durch einen Trick nistet sich das Schlitzohr Nick in  der Villa Ledigs ein, erklärt der in den Urlaub fahrenden Familie Ledigs, sich in deren Abwesenheit um  den  betagten Denker zu kümmern. Bald schon bedient er sich an der exquisiten Bibliothek Ledigs, doch dieser hat den Braten gerochen,  findet aber Nick sei ein „interessanter Fall“ und beginnt, trotz heftiger  Proteste Nicks, diesen zu therapieren… „Über-Ich und Du“(D/Schweiz/Ö 2014),  der neue Film von Benjamin Heisenberg (Schläfer, Der Räuber) präsentiert ein „seltsames Paar“ – ein beliebtes Komödienmotiv. Dem alltagsschlauen Filou (Georg Friedrich, wer sonst?) wird der schon etwas müde Titan des Geistes gegenübergestellt, der  sich an  seine Naziverstrickungen so gar nicht erinnern kann. Ein politisches Motiv, das mehr als Schmiermittel für Pointen bestimmt ist und letztlich mit einem Augenzwinkern abgetan wird.. Aber, so leichtgewichtig „Über-Ich und Du“ daherkommt, das ist nicht Heisenbergs Haltung, sondern wird von ihm als Reaktion einer Gesellschaft, die ihre Vorzeigeintellektuellen nicht aus dem  „Olymp des Wissens“ auf die Erde herabholen und mit „banalen“ Fragen, den Charakter betreffend, belästigen will, deutlich charakterisiert.

Ebensee: Nach neonazistischen Störaktionen durch Jugendliche anlässlich einer Gedenkfeier im ehemaligen  KZ fährt Sebastian Brameshuber  in die Ortschaft im Salzkammergut, um sich ein Bild über die „ganz normalen Jugendlichen“ abseits der deklariert rechtsradikalen Szene zu machen. „Und in der  Mitte, da sind wir“ (AT2014) porträtiert eine Generation, der die Erinnerung an die Vergangenheit ebenso auf die Nerven geht wie das triste ländliche Umfeld mit begrenzten Entfaltungsmöglichkeiten. Da mag ein engagierter Lehrer mit Rollenspielen versuchen, das  kürzlich Vorgefallene mit den  Jugendlichen zu verarbeiten,  es bleibt beim  Bemühen. Die Distanzierung von  den rechten Krakeelern geht Jugendlichen wie Eltern in einer allgemeinen Form noch leicht über die Lippen, dann wird schon relativiert: das sei doch alles nicht so schlimm gewesen, ein Vater  hat die Lieblingsformel aller Verharmloser rasch zur hand. Ein „Lausbubenstreich“ sei die Störaktion gewesen. Naturgemäß war er auch noch nie im ehemaligen  KZ, vergangen sei vergangen und irgendwann müsse auch Ruhe sein mit dem  Wühlen… Einer der Söhne war schon im oder besser, beim ehemaligen KZ, wo sein Schützenverein Schießübungen durchgeführt hat….  Zwei Freunde, die gerne Musiker wären, sind gegen Nazis und Hippies (!), einer der beiden sieht sich als Punk, ohne auch nur ansatzweise einer  zu sein und beantwortet die Frage des Regisseurs, ob er nun  Punk sei, mit „I hoff!“ – entzückend…  „Alle Welt“ zeige mit den Fingern  auf Ebensee, meinen  Jung und Alt, dabei sei „das Eine“ schon so lange zurück liegend und „das Andere“ gewissermaßen ein Betriebsunfall gewesen. Bis einer der Jugendlichen beiläufig im  Gespräch mit dem Regisseur erwähnt, der bewusste Zwischenfall über  den  alle geredet  hätten, sei nur die Spitze des Eisbergs, denn Störaktionen, wenn  auch „dezenter“, habe es zuvor jedes Jahr gegeben…  Wegsehen, Ignorieren: diese Tradition wird hierzulande seit jeher gepflegt. Viele der porträtierten Jugendlichen brauchen demnächst Lehrstellen und Jobs, einige wollen der Enge des  ländlichen  Alltags entfliehen, altersbedingte Probleme überwuchern das „Thema“ des Filmes. „Eigentlich“ seien ja die Politik, die mangelnde Vergangenheitsbewältigung, die Lehrer und allenfalls noch die Eltern schuld, meint ein  Grazer Kinobetreiber nach Ansicht von „Und in  der  Mitte  da sind  wir“, aber die Jugendlichen hätte man nicht so „sekkieren“ müssen…  Ja, all die genannten Instanzen haben versagt, aber „die“ Jugendlichen, ob  in Ebensee  oder anderswo in diesem schönen  Land,  das zeigt Brameshubers Film deutlich, muss man  nicht weniger, sondern  noch viel mehr „sekkieren“, bis endlich etwas  hängen bleibt…

Dem Arzt Dr. Rothe,  an „kriegsgewichtigen  Forschungen“ beteiligt, wird eröffnet, dass seine Verlobte  ihn betrogen und zudem seine Forschungen an „den Feind“ verraten habe. Er wird zum Mörder  an der geliebten  Frau, doch seine Tat wird von den  Nazis, die seine Dienste benötigen, vertuscht. Jahre später: Rothe, der noch eine zweite, ihm  unbekannte Frau in der Hochbahn getötet hat, eine Spiegeltat wie zur Bestätigung seines Verfalls, hat nach Kriegsende seine Spuren  verwischt und  arbeitet  unter  anderem Namen als Arzt in einem Flüchtlingslager -  allgemein bewundert ob seiner  aufopfernden Tätigkeit… Da taucht plötzlich Hösch auf, sein ehemaliger Mitarbeiter, ein  Spitzel und  Nazischerge, der ihn nun erpressen will. Rothe, der Einzeltäter,  der  „Totmacher“, trifft auf den Repräsentanten eines mörderischen Systems, dem auch er  mit  seiner  Forschung gedient hat, und begreift,  dass er  endlich Verantwortung übernehmen muss. Er zieht tödliche Konsequenzen…

„Der Verlorene“, Peter Lorres einzige Regiearbeit (BRD 1951) und zugleich seine  (kurzfristige) Rückkehr in das Land, das  ihn  vertrieben hatte, ist ein  Angebot zur Auseinandersetzung  mit Schuld und  Vergangenheit, das  seine  Landsleute ablehnen: nach nur zehn Tagen  wird  der Film  abgesetzt. Niemand will mehr von „diesen Ereignissen“ in Zeiten des Kalten  Krieges  hören, es  gibt schon einen alten, neuen Feind, „den Russen“ (mitsamt der Goebbelsschen Feindpropaganda noch im  Ohr).  Die Täter von gestern sind bereits wieder integriert: „Folgen, denn es  braucht der Staat sie, alle die entnazten Nazi, die als Filzlaus in den Ritzen aller hohen Ämter sitzen“ (Brecht/Der anachronistische Zug). Einen  wie Lorre kann die BRD der frühen fünfziger Jahre nicht brauchen: Rückkehr  unerwünscht.

Man kann es nicht oft genug sagen: Der Exil-Schwerpunkt von Synema ist ein  unentbehrlicher (und heuer noch dazu ausgezeichnet besuchter!) Schwerpunkt der „Diagonale“. Das Gesicht des Festivals: es wird von dieser Reihe wesentlich mitgeprägt.

 

P.S. Und noch ein Hinweis: die höchst lesenswerte Broschüre „Peter Lorre – Schauspieler in Wien, Berlin und  Hollywood“ kann bei „SYNEMA - Gesellschaft für Film  und  Medien“, 1070 Wien, Neubaugasse 36/1/1/1 bestellt und käuflich erworben werden. E-mail: office@synema.at