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Israel - Gaza: Völkermord?

Michel Warschawski

„Gaza brennt“, schreibt die französische Aktivistin Liliane Cordova Kaczerginski und verwendet dabei die Worte aus einem bekannten Lied über eine jüdisches Dorf, das von den Nazis zerstört wurde. Wie vor sechzig Jahren brennt Gaza – und die Welt schweigt und wartet auf das Ergebnis des nicht existierenden Friedensprozesses.

26.12.2008

„Gaza brennt“, schreibt die französische Aktivistin Liliane Cordova Kaczerginski und verwendet dabei die Worte aus einem bekannten Lied über eine jüdisches Dorf, das von den Nazis zerstört wurde. Wie vor sechzig Jahren brennt Gaza – und die Welt  schweigt und wartet auf das Ergebnis des nicht existierenden  Friedensprozesses.  Eine feindliche Entität – so definierte die israelische Führung vor einem Jahr einen Landstrich, in dem anderthalb Millionen Zivilisten, Frauen, Alte und Kinder zu überleben versuchen. So habe der israelische Staat das Recht, ja die Pflicht, einen Vernichtungskrieg zu führen.

Vor ein paar Jahren verwendete die inzwischen verstorbene Tanya Reinhart das Wort Völkermord, um die harte Unterdrückung der Palästinenser in den besetzten Gebieten durch Israel zu kennzeichnen. Ich gehörte zu denen, die sie für die Verwendung eines derart starken Begriffs kritisiert haben.

Wo immer du jetzt bist, vergib mir, Tanya.

Denn du hattest Recht; du hattest den Charakter der israelischen Pläne richtig erkannt – und ich hatte völlig Unrecht. Der Staat Israel begeht einen hemmungslosen Völkermord an den Menschen im Gazastreifen, verwendet als Waffe das Fast-Verhungern-Lassen, die Sperrung von Strom und Trinkwasser, provoziert Epidemien und verhindert die medizinische Grundversorgung. Gaza ist belagert. Der Kriegsverbrecher Ehud Barak hat gerade befohlen, die humanitäre Notversorgung durch die Vereinten Nationen zu halbieren.

Als Sarajevo ein Opfer der kriminellen Belagerung durch serbische Armee und Milizen wurde, schlug die internationale Gemeinschaft mit strengen Sanktionen zurück, mit einem Boykott des jugoslawischen Regimes und mit der Bombardierung von Belgrad. Als der Irak Kuwait besetzte, griff die internationale Gemeinschaft den Irak militärisch an, und ein radikales Embargo verursachte den Tod Hunderttausender unschuldiger Kinder. Heute schweigt dieselbe internationale Gemeinschaft angesichts des Martyriums in Gaza.  Es ist unsere Pflicht, die Pflicht der zivilen Gesellschaften in aller Welt, von den internationalen Institutionen und Regierungen dringende und drastische Aktionen gegen Israel zu fordern: gegen einem Staat, der die Grundregeln des Völkerrechts und Hunderte von UN-Resolutionen verletzt und jede, aber auch jede Konvention zum Schutz der Menschenrechte mißachtet.

Die Kriegsverbrechen des israelischen Staates an der Bevölkerung von Gaza schließen Israel aus der Völkergemeinschaft aus. Wie der Apartheidstaat Südafrika, so sollte Israel bestraft und boykottiert werden – und nicht belohnt werden mit einer Höherstufung des Partnerschaftsabkommens mit der EU.

Als  Bürger Israels erwarte ich von der  EU, dass sie uns hilft, Druck auf unsere Regierung auszuüben, damit sie die Verbrechen gegen die palästinensische Bevölkerung des Gazastreifens beendet. Mit der Belohnung Israels durch die Verbesserung seiner Beziehungen zur europäischen Gemeinschaft sendet die EU ein Signal der Schande aus, das von allen Europäern verurteilt und bekämpft werden sollte, denen an der Menschenwürde liegt.

Artikel im englischen Original: Alternatives Inforamtionszentrum, (AIC), Jerusalem; Quelle SteinbergRecherche
(Übersetzung: Ellen Rohlfs, 14. Dezember 2008)